Kapitell
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
Mitte 10. Jahrhundert (300-350 H./ 912-961 n. Chr.)
Fath.
I. 5053
Marmor.
Höhe 33 cm, Durchmesser des Abakus 31 cm
Al-Andalus, Kalifat
Spanien, Andalusien, Córdoba/Madinat al-Zahra.
Das Akanthuskapitell bezieht sich sichtbar durch seine Dekoration auf antike Vorbilder: Es hat zwei Blattkränze und vier diagonal verlaufende Voluten. Auf diesen liegt der Abakus, die Deckplatte des Kapitells. Die Voluten enden in vierblättrigen Blüten. Akanthusblätter bedecken die ausschwingenden Voluten. Die Blätter enden unterhalb des Abakus und scheinen ihn zu tragen. Um den Abakus verläuft eine Inschrift, die sich auf den Künstlern des Kapitells, seinen Auftraggeber und den Bauherrn bezieht. Auf den Abakus befindet sich eine Bauzeichnung, die offenbar mit Winkel und Zirkel ausgeführt wurde. Nicht auf jedem Bauteil wurden in dieser Zeit so wichtige Hinweise auf die am Bau beteiligten Handwerker und den Bauherrn mitgeteilt. In der Inschrift wird auf Abd ar-Rahman III. (300 H./912 n. Chr. – 350 H./ 961 n. Chr.) hingewiesen, wenn es heißt: „Im Namen Gottes, Segen von Gott für den Führer der Gläubigen. Möge Gott Abd ar-Rahman ibn Muhammad ein langes Leben bescheren“. Weiter heißt es: „[Dies gehört zu dem] was er anfertigen ließ unter der Leitung seines Sklaven Shunaif, hergestellt von Fath, dem Marmorspezialisten“. Shunaif war der Bauleiter, Fath wurde zum ersten Mal in einer Bauinschrift 318 H./ 930 n. Chr. genannt. Ehemals war er Sklave am Kalifenhof; er war nichtarabischer Herkunft. Fath arbeitete, wie Bauinschriften belegen, über Jahrzehnte an verschiedenen kalifalen Bauten in al-Andalus mit. Sein Name ist auch von dem Erweiterungsbau der Großen Moschee in Córdoba und der Schloßanlage von Madinat az-Zahra bekannt. Ob dieses Kapitel von einem dieser Bauten stammt, ist nicht nachzuweisen. Bekannt ist aber, daß der Bauleiter Shunaif am Salon Rico, dem Empfangssaal (342-343 H./ 953-954 n. Chr.) von Madinat az-Zahra, mitarbeitete. Abd ar-Rahman hatte sich 317 H./ 929 n. Chr. zum Kalifen der westislamischen Welt ernannt. Akanthuskapitelle waren seit ihrer Verwendung in der griechischen Antike seit dem 5. Jahrhundert vor Chr. auch Symbole des Reichtums und der Unsterblichkeit. Die Distelart des Akanthus war mit reichen und großen, starken Blatträndern deswegen auch in der griechischen Provinz, wie in Spanien, gerne verwendete Dekorationsform.
View Short DescriptionMarmorkapitelle mit Ornamenten, die Einflüsse der klassischen Antike zeigen, finden sich in den Palästen der umayyadischen Herrscher von al-Andalus. Auch wenn manche Kapitelle Inschriften tragen, ist es doch ungewöhnlich, den Namen des Auftraggebers, des Aufsehers und der Handwerkers zu finden, der das Kapitell aus einem Marmorblock gemeißelt hat.
Durch die Inschrift auf den Kalifen Abd ar-Rahman III. und den Namen des Kunsthandwerkes Fath kann das Kapitell in die Zeit zwischen 300-350 H./ 912-961 n.Chr. datiert werden
Aus dem Kunsthandel New York.
Die Herkunft aus dem Kalifat von Córdoba/Spanien ist durch die Inschrift auf den Kalifen Abd ar-Rahman III. gesichert.
Barrucand, M/Bednorz, A. Maurische Architektur in Andalusien, Köln, 1991, 59-69, 71-79.
Dodds, J. Al-Andalus. The Art of Islamic Spain. New York, 1992, 27-39, Abb. 35-39.
Gladiss, A. v. „Das spanisch-arabische Kapitell“, in Haus der Kulturen der Welt, GmbH, Berlin, ed. Schätze der Alhambra. Islamische Kunst aus Andalusien, 138-187. Berlin, 1992, Abb. 144-145.
Kat. Museum für Islamische Kunst. Mainz, 2001, 91-92.
Kautzsch, R Kapitellstudien. Berlin/Leipzig, 1936.
Annette Hagedorn "Kapitell" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;15;de
Autor: Annette Hagedorn
MWNF Arbeitsnummer: GE 20
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