Photographie: D. Graf


Name des Objektes:

Teppich mit dem Motiv eines Blütenbaumes, sog. Synagogenteppich

Ort:

Berlin, Deutschland

Museum:

Museum für Islamische Kunst

About Museum für Islamische Kunst, Berlin

Ursprünglicher Eigentümer:

Wilhelm von Bode

Current Owner:

Kunstgewerbemuseum

Datierung des Objektes:

8. H. / 14. Jh

Museum Inventarnummer:

I. 27

Material(ien) / Technik(en):

Wolle, Knüpfteppich.

Maße:

Länge 385 cm Breite 95 cm

Periode / Dynastie:

Nasriden

Herkunft:

Spanien.

Beschreibung:

Der von Wilhelm von Bode erworbene, sehr fragmentarische Teppich soll aus einer Kirche in Tirol stammen und gelangte von dort in den Münchener Kunsthandel. Er hat ein langes schmales Format und ist sehr klar gegliedert. Im roten Innenfeld sitzt ein dünner zentraler Baumstamm, von dem in regelmäßigen Abständen im rechten Winkel Zweige abgehen, die mit großen Blüten besetzt sind. Das Innenfeld wird von einer gelbgrundigen Bordüre eingerahmt, in der ein Wort in arabischer Schrift im Kufi-Duktus kontinuierlich wiederholt wird. Am oberen Rand ist das Wort auf zwei miteinander verbundene Buchstaben reduziert. Die Stilisierung der arabischen Schrift könnte eine nicht korrekt wiedergebene Version des islamischen Glaubensbekenntnisses meinen. Kleine Rosetten sind als Trennglieder verwendet worden. Zum äußeren Rand hin folgt eine zweite Bordüre, die mit einem Rapport aus Doppelperlen besetzt ist. Die Bordüren werden zusätzlich von schmalen blaugrundigen Streifen gerahmt. Dass es sich um einen Teppich aus einer spanischen Synagoge handeln könnte, vermutete als erster Friedrich Sarre, der in den sich wiederholenden, blütenartigen geometrischen Gebilden die stilisierte Wiedergabe eines Thoraschreines vermutete. Vergleichbare Darstellungen eines Thoraschreines sind bereits auf Fußbodenmosaiken spätantiker Synagogen in Palästina zu finden. Bislang ist es nicht gelungen, diese These durch spanische Beispiele zu untermauern. Auch die sechszackige Sternform (sog. Siegel Salomons) kommt in der islamischen Ornamentik häufig vor, ohne dass dieses Motiv schlüssig als Davidsstern interpretiert werden kann. Wie Darstellungen auf Gemälden vielfach zeigen, war die Verwendung von arabischen Inschriften im Kufi-Duktus in der Architektur, auf Teppichen und Stoffen im mittelalterlich-christlichen Bereich sehr gebräuchlich. Wenngleich keine Vergleichsstücke für diesen Teppich bekannt geworden sind, nimmt man an, dass es sich um das älteste Beispiel eines spanischen Teppichs handeln könnte.

View Short Description

Dieser einzigartige Teppich – der erste, der aus Spanien bekannt ist – hat ein Design mit einem Baum in der Mitte und Zweigen, die in großen Blumen enden. Diese wurden als Abbildungen eines Thoraschreines gedeutet, weswegen der Teppich Synagogenteppich heißt. Von besonderer Bedeutung ist die stilisierte und sich wiederholende arabische Inschrift.

Wie wurde das Objekt datiert:

In Ermangelung datierter Teppiche wird angenommen, dass dieser Teppich früher zu datieren ist als die Gruppe der Teppiche mit Wappen, für die eine Entstehung im 15. Jh. angenommen wird. Die Begründung liegt einerseits in der anderen Ornamentik und in der archaischen Form der Inschrift auf monochromem Grund. Die Abweichungen erlauben die Annahme, der Teppich könnte bereits im 14. Jh. geküpft worden sein.

Wie wurde das Objekt durch das Museum erworben:

Von Wilhelm von Bode 1884 im Münchener Kunsthandel erworben und später dem Berliner Kunstgewerbemuseum überwiesen. Von dort als Dauerleihgabe 1906 an das Museum übergeben. Überweisung durch das Kunstgwerbemuseum1906 als Dauerleihgabe.

Wie wurde die Herkunft des Objektes ermittelt:

Sowohl die technische Eigenheit des spanischen Knotens für die Knüpfung als auch die Inschrift und die ornamentalen Details weisen auf Spanien hin.

Literaturauswahl:

Bode, F., Vorderasiatische Knüpfteppiche aus älterer Zeit (Monographien des Kunstgewerbes) Leipzig, 1901,117.

Sarre, F., A Fourteenth Century Spanish Synagogue Carpet, Burlington Magazine 56, 1930, 89-95.

Kat. Convivencia. Jews, Muslims, and Christians in Medieval Spain. (eds. V. B. Mann et al.), The Jewish Museum, New York, 1992, 246-7 Nr. 107.

Enderlein, V., Wilhelm von Bode und die Berliner Teppichsammlung. Bilderheft der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin, 1995, 23 Nr. 8, 28 Taf. 8.

Citation:

Jens Kröger "Teppich mit dem Motiv eines Blütenbaumes, sog. Synagogenteppich" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;16;de

Autor: Jens Kröger

MWNF Arbeitsnummer: GE 21

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