Photographie: G. Niedermeiser


Name des Objektes:

Gebetsteppich

Ort:

Berlin, Deutschland

Museum:

Museum für Islamische Kunst

About Museum für Islamische Kunst, Berlin

Current Owner:

Kunstgewerbemuseum

Datierung des Objektes:

um 906 H. / 1500

Museum Inventarnummer:

KGM 1888,30

Material(ien) / Technik(en):

Wolle geknüpft, in verschiedenen Tönen gefärbt.

Maße:

Länge 162 cm; Breite 120 cm

Periode / Dynastie:

Mamluken

Herkunft:

Ägypten.

Beschreibung:

Der Teppich gehört durch sein Muster zu der Gruppe der Gebetsteppiche. Das Innenfeld wird von einer bogenförmigen rotgrundigen Gebetsnische geschmückt. Vor der Nische ist ein von oben gesehenes stilisiertes Wasserbecken zu erkennen, von dem sich ein dünnlininiger abstrakter kleiner Baum mit grünen Schirmblättern erhebt. Im Zentrum des Baumes ist eine kleine gelbe Henkelkanne mit kurzer Tülle eingefügt. Diese Kanne mag sich auf Koran Sure 5 Vers 8 beziehen, wo die vor dem Gebet vorgeschriebene Waschung erwähnt wird. In den Zwickeln des Mihrab-Bogens sind grüngrundige achteckige Flechtsterne zu erkennen. Über der Gebetsnische (mihrab) ist ein rechteckiges Feld mit Palmen und Zypressen gefüllt. Zwei Bordüren umlaufen das Innenfeld. Den schmaleren Bordürenstreifen füllt ein Wolkenbanddekor. Das Wolkenband ist in der osmanischen Kunst seit dem 15. und 16. Jahrhunderts ein bekanntes Motiv und seine Ursprünge liegen in China. Bei dem Teppich sind die gelben Wolkenbänder auf rotem Grund eng aneinander gerückt. Der breite Bordürenstreifen des Teppichs wird von einem fortlaufenden, rankenartigen Flechtband mit Pflanzen auf hellgrünem Grund geschmückt.

Die Symbolik des Teppichs entsteht aus der Verbindung des Mihrabmotivs mit dem des Paradiesgartens, der vielleicht durch das Brunnenbecken und den Baum auf dem Teppich angesprochen wird. Das Paradies, das wie ein wundervoller Garten beschrieben wird, wird den islamischen Gläubigen im Koran an vielen Stellen versprochen. Der Gläubige soll hier einst in Gärten mit schönen Bächen, wundervollen Pflanzen und schönen Gespielinnen (Huris) verweilen.

Gebetsteppiche aus Kairo wurden in den Quellen wiederholt erwähnt, aber dieser Teppich ist der einzige erhaltene mamlukische Gebetsteppich. Seine besondere bedeutung besteht in der Verwendung von mamlukischen Motiven in Verbdindung mit solchen aus der osmanischen Kunst, weshalb er um 1500 oder etwas später zu datieren ist.

Mamlukenteppiche kommen auf italienischen Gemälden des 15. und 16. Jahrhunderts vor und werden zudem in zahlreichen Quellen erwähnt. In dieser Zeit gab es zudem einen florierenden Handel zwischen dem mamlukischen Kairo und Italien.

View Short Description

Dies ist der einzige Gebetsteppich, der aus der Zeit der Mamluken erhalten ist. Er wurde vermutlich in Kairo um 1500 hergestellt. Sein Design ist teilweise mamlukisch, teilweise osmanisch. Die Teppichherstellung florierte in Ägypten unter den mamlukischen Sultanen, verschiedene Stücke wurden auch nach Europa exportiert.

Wie wurde das Objekt datiert:

Der Teppich weist sowohl mamlukische als auch osmanische Stilelemente auf und könnte daher um 1500 entstanden sein, als die Kairener Manufakturen bereits osmanische Elemente in ihren Formenkanon aufnahmen. Da es sich um den einzigen erhaltenen mamlukischen Gebetsteppich handelt, ist es nicht einfach, Fragen der Datierung eindeutig zu beantworten.

Wie wurde das Objekt durch das Museum erworben:

1888 Ankauf von Wilhelm von Bode für das Kunstgewerbemuseum. Überweisung durch das Kunstgwerbemuseum Dauerleihgabe.

Wie wurde die Herkunft des Objektes ermittelt:

Sowohl eine vielzahl der vorkommenden Motive, die Farben und auch der charakteristische assymetrische oder persische Knoten weisen diesen Teppich an die mamlukische Teppichmanufaktur von Kairo als Herstellungsort.

Literaturauswahl:

Enderlein, V. „Zwei Ägyptische Gebetsteppiche im Islamischen Museum“, Forschungen und Berichte, 13, 1971, 7-15, Taf. 1 und 2.

Enderlein, V. Wilhelm von Bode und die Berliner Teppichsammlung. Berlin, 1995, 25, Taf. 16.

Kat. The Eastern Carpets in the Western World. 60-61, Kat.Nr. 19.

Mack, Rosamond E. Bazar to Piazza. Islamic Trade and Italian Art, 1300-1600. Los Angeles und London, 2002, 73-94, Anm. 54, 201.

Zick, J. „Eine Gruppe von Gebetsteppichen und ihre Datierung“, Berliner Museen, 11, 1961, 6-14, Abb. 1.

Citation:

Annette Hagedorn "Gebetsteppich" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;28;de

Autor: Annette Hagedorn

MWNF Arbeitsnummer: GE 36

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