Pyxis (Deckelbüchse)
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
2.-3. Jh. H / 7. – 8. Jahrhundert
2977
Elfenbein mit Reliefschnitzerei, Metalldeckel mit metallener Randfassung.
Höhe 9, 4 cm, Durchmesser 9 cm
Umaijaden
Syrien oder Ägypten.
Die zylindrische, leicht gedrungen bauchige Deckeldose wurde aus drei Teilen eines Elefantenzahnes gefertigt und dann zusammengefügt. Sie ist mit einem flächendeckenden Dekor aus Weinranken geschmückt, der oben und unten von schmalen Kanten mit Zinnenmusterung eingefaßt wird. Der Deckel ist mit konzentrischen Rillen verziert, der Rand des Deckels ist mit Einkerbungen versehen und mit einem Silberblech mit nicht benutztem Scharnier gefaßt. Der Gefäßkörper sitzt auf einer wulstigen Fußplatte, die von drei Metallstiften gehalten wird. Ein mittlerer Metallknauf steht mit dem ursprünglichen Verschluß in Zusammenhang. Die Dose ist ein frühes Bespiel für die Elfenbeinkunst des Nahen Ostens. Der Weinrankendekor, der hier flächendeckend vorkommt und bereits in vorislamischer Zeit sehr beliebt war, hatte auch in der islamischen Kunst große Bedeutung. Bei dieser kleinen Dose entspringen die Weinranken mit Trauben vier kleinen Vasen und zeigen damit ein Motiv, das sich schon im Mosaikschmuck des Felsendoms in Jerusalem und an der Mschatta-Fassade findet. Die Übernahme in der Kleinkunst, die durchaus nicht als einfache Gebrauchskunst galt, zeigt die Bedeutung des Weinrankenmotivs für die generelle Entwicklung eines islamischen Kunststils seit dem 7. Jahrhundert. Bei dieser Dose ist schon das verzweigte Weinrankenmotiv verwendet, das später zum ornamentalen Motiv der Arabeske wurde. Der ursprüngliche Verwendungszweck der Pyxis ist nicht bekannt.
View Short DescriptionWeinreben, die aus vier Vasen hervorwachsen, schmücken dieses Kästchen, das aus wertvollem Elfenbein geschnitzt ist. Eine solche Form war auch im vorislamischen Ägypten und Großsyrien bekannt, aber erst in frühislamischer Zeit wurden solche Objekte vollständig mit stilisierten Weinmustern bedeckt.
Ein genaues Datum ließ sich nicht ermitteln, aber formal vergleichbare Elfenbeinpyxiden und Elfenbein- oder Beinbelagplatten mit einem verwandten Weindekor werden in der Literatur in das 7. oder 8. Jh. datiert. Da auf der Pyxis christliche Symbole fehlen ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Pyxis für einen omaijadischen Auftraggeber angefertigt wurde.
Kunsthandel 1905. Dauerleihgabe der Skulpturensammlung.
Vergleichbare Elfenbeinpyxiden und Elfenbein- oder Beinbelagplatten mit einem verwandten Weindekor stammen vermutlich aus omaijadischer Zeit und lassen sich durch Vergleiche am ehesten nach Syrien oder Ägypten lokalisieren. Eine exakte Provenienzangabe ist bislang nicht möglich.
Kühnel, E., Die islamischen Elfenbeinskulpturen. VIII-XIII. Jh., Berlin, 1971, 25 Nr. 1 Taf. 1
Kühnel, E. Die Arabeske. Sinn und Wandlung eine Ornaments, Berlin, 1949; 2. Auflage, Graz, 1977.
Kat. Museum für Islamische Kunst, Berlin, 1979, Kat. Nr. 130.
Kat. Museum für Islamische Kunst, Stuttgart/Zürich, 1980, Nr. 7; 26-27.
Riegl, A. Stilfragen. Grundlegungen zu einer Geschichte der Ornamentik. Berlin, 1893; Nachdruck München, 1985, 259-346.
Annette Hagedorn "Pyxis (Deckelbüchse)" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;4;de
Autor: Annette Hagedorn
MWNF Arbeitsnummer: GE 05
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