Fragment einer Frauenstatue aus Mschatta
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
Wahrscheinlich al-Walid II. 125-126 H./ 743-744
um 125-126 H./ 743-744 n. Chr
I. 6172
Kalkstein, behauen und modelliert.
Höhe 70 cm Breite 50 cm
Omaijaden
Jordanien, Mschatta.
Das Fragment der unteren Hälfte eines Frauenkörpers zeigt eine Frau mit einem von den Hüften bis unter das Gesäß abgerutschtem Tuch. Es ist noch zu erkennen, daß die Frau mit ihrer rechten Hand das faltige Gewand tief am Oberschenkel hält, auch auf der linken Körperseite sind im Bereich der Oberschenkel Reste des Gewandes erhalten. Der gesamte Hüft- und Gesäßbereich der Figur ist unverhüllt. Die Oberschenkel sind bis kurz über die Knie erhalten. Ihre Rückseite ist zum Teil vom Stoff bedeckt, auf der Vorderseite sind die Beine der Figur nackt. Die Frauenfigur entspricht in ihren rundlichen Poportionen und ihren üppigen Formen dem Schönheitsideal der umaijadischen Zeit für die darstellende Kunst. Sie gehörten zum höfischen Themenrepertoire. Auf dem linken Oberschenkel der Dargestellten ist eine tief eingehauene, von oben nach unten verlaufende Inschrift in Kufi-Duktus zu erkennen, die ehemals als Name der Frau angegeben wurde. Eine befriedigende Lesung ist bislang nicht gelungen. Das Fragment gehört zu einer Gruppe von Frauendarstellungen in verschiedenen umaijadischen Schlössern. Es ist davon auzugehen, daß byzantinische Skulpturen und Malereien sowie sasanidische Skulpturen Vorbilder für die Gestaltung lieferten. Die Umaijaden entwickelten ein eigenes höfisches Themenrepertoire und griffen auf ältere Vorbilder zurück. Lebensgroße Frauenskulpturen wurden neben denen in Mschatta, auch in Khirbat al-Mafdjar und Qasr al-Hair al-Gharbi gefunden. Fast lebensgroße Malerei dekoriert den Palast in Qusayr Amra. Es stellt sich die Frage, ob in der frühen Umaijadenzeit weniger starke dogmatische Glaubensvorstellungen als in späterer Zeit das Entstehen förderten. Zu erkennen ist auf jeden Fall, dass die Frauen als Tänzerinnen und Musikanten dargestellt wurden, als Bewohnerinnen des Harems und als Göttinnen. Ob diese Frauenskulptur aus Mschatta eine Bewohnerin des Harems darstellt, ist wegen des Erhaltungszustandes nicht mehr zu erkennen. Eine zweite Frauenskulptur aus Mschatta trägt an ihrer linken Seite einen getriebenen Kessel oder einen Stoffbeutel, um sich oder den Herrscher mit Duftstoffen zu besprengen. Skulpturen wie diese beweisen, wie stark in dieser Zeit noch vorislamische Darstellungen wirkten. Daß die Figur durch Hiebe verletzt wurde zeigt außerdem die Ablehnung freistehender Skulptur in späterer Zeit.
View Short DescriptionZur Zeit der Umayyaden statteten islamische Kalifen und Prinzen ihre Paläste mit einem reichhaltigen figurativen Repertoire aus. Dieser beschädigte weibliche Torso mit einer vertikalen Kufi-Inschrift auf dem linken Schenkel gehörte zu einer teilweise bekleideten, lebensgroßen Figur.
Durch Fundumstände bei der Bergung in Qasr al-Mshatta 1903 ist die Herkunft des Stückes gewährleistet und es kann daher eine Gleichzeitigkeit mit der Fassade angenommen werden, so dass die Datierung in Analogie zu der Datierung der Fassade vorgenommen wird.
Als Geschenk des osmanischen Sultans Abd al Hamid II. zusammen mit der Fassade von Mschatta 1903.
Durch Fundumstände bei der Bergung in Qasr al-Mshatta 1903 ist die Herkunft des Stückes gewährleistet.
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Annette Hagedorn "Fragment einer Frauenstatue aus Mschatta" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;50;de
Autor: Annette Hagedorn
MWNF Arbeitsnummer: GE 67
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