Kapitell
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
3. H. / 9. Jahrhundert
I. 2195
Alabaster, Reliefschnitt, graviert.
Höhe 27 cm Breite 29 cm Tiefe 29 cm
Abbasiden
Raqqa, Syrien.
Dieses Kapitell scheint wegen seiner Form als Bekrönung einer Halbsäule gedient zu haben. Seine Oberfläche wird von drei ornamentalen Dekorstreifen geschmückt: Zuoberst auf dem Streifen, der dem antiken Abakus entspricht, befindet sich eine Halbpalmettenranke, die mit Blüten besetzt ist. Diese Ranke wird von zwei schlichten, profilierten Streifen oben und unten eingefaßt. Der Mittelteil trägt einen Dekor aus stilisierten, miteinander verbundenen Halbpalmettenranken, die die Oberfläche vollständig überziehen. An den Ecken stülpen sich diese Ranken volutenartig vor und greifen damit den Akanthusdekor antiker Kapitelle auf. Während jedoch die antiken Vorbilder plastisch durchmodelliert waren, ist das Blattwerk hier ganz zweidimensional geworden. Den unteren Abschluß dieses Hauptmotivs bildet ein einfacher Rundstab. Darunter befindet sich in einem schmalen Register eine weitere Halbpalmettenranke, die den unteren Abschluß des Kapitells bildet. In seiner Gesamtwirkung steht das Kapitell in der Tradition byzantinischer Vorbilder, die Antikes aufgreifen und abstrahieren. Diese Tendenz wurde in der islamischen Kunst zu einer Areskenbildung fortgeführt. Zusammen mit anderen Kapitellen, die einen eng verwandten Dekor aufweisen, müssen die Kapitelle in der zeitweiligen abbasidischen Residenzstadt Raqqa für einen nicht näher bekannten Monumentalbau verwendet worden sein. Die Akanthuspflanze ist heute noch eine im Mittelmeerraum häufig auftretende Distelart. Sie wurde zunächst in der griechischen Kunst seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. als Dekorelement an Grabstelen verwendet. Später wurde sie in der römischen Kunst übernommen und in der islamischen Kunst in Form vielfältiger Halbpalmettenbildungen als ein grundlegendes Motiv der Dekoration von Architektur und Kleinkunst verwendet. Alabaster ist eine in der Natur vorkommende feinkörnige, reinweiße Gipsverbindung. Das Material ist leicht zu bearbeiten und wurde deshalb seit der Antike für Architekturdekorationen, zur Verkleidung und für Plastiken verwendet.
View Short DescriptionDieses Alabasterkapitell, hergestellt für einen frühabbasidischen Palast in Raqqa, trägt ein Muster aus wellenförmigen Ranken mit Halbpalmetten. Es ist ein Beleg für das typisch islamische Dekorrepertoire aus dieser Zeit, bevor abstraktere Muster wie die Arabesken entstanden.
Das Kapitell stammt nach den Angaben von F. Sarre und E. Herzfeld aus der zeitweiligen Residenzstadt Raqqa, wo der Kalif Harun ar-Rashid um 185 H. / 800 n. Chr. Paläste errichten ließ. Es ist wahrscheinlich, dass das Kapitell aus einem kalifalen Bau dieser Periode stammt, so dass eine Datierung in den Anfang des 9. Jh. gegeben ist.
Von Friedrich Sarre über den Kunsthandel Aleppos erworben.
Da das Kapitell nach den Angaben von F. Sarre und E. Herzfeld aus der zeitweiligen Residenzstadt Raqqa stammt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es ein Überrest aus den Ruinen der kalifalen Bauten ist.
Kat. Museum für Islamische Kunst, Mainz 2001, 28.
Dimand, M. S., Studies in Islamic Ornament I. Some aspects of Omaiyad and early 'Abbasid ornament, Ars Islamica 4, 1937, 293-337.
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Hillenbrand, R. Islamic Art and Architecture, London, 1999, 38-61.
Kautzsch, R Kapitellstudien, Berlin/Leipzig, 1936.
Annette Hagedorn "Kapitell" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;5;de
Autor: Annette Hagedorn
MWNF Arbeitsnummer: GE 07
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