Name des Objektes:

Vier Elfenbeinleisten

Ort:

Berlin, Deutschland

Museum:

Museum für Islamische Kunst

About Museum für Islamische Kunst, Berlin

Ursprünglicher Eigentümer:

Slg. Freiherr von Zu-Rhein. Slg. F. v. Amerling. Slg. A. Figdor

Datierung des Objektes:

5. – 6. H. / 11. – 12. Jh

Museum Inventarnummer:

I. 6375

Material(ien) / Technik(en):

Elfenbein.

Maße:

Liegende Platten Länge 36,5 cm Breite 5,8 cm. Steigende Platten Länge30,3 cm Breite 5,8 cm. Stärke der Platten 1-1,5 cm

Periode / Dynastie:

Fatimiden

Herkunft:

Ägypten.

Beschreibung:

Die vier Leisten aus beschnitztem und durchbrochenem Elfenbein sind herausragende Beispiele des höfischen Repertoires der Fatimidenzeit. Sie gehören zu den bedeutendsten Kunstwerken aus dieser Zeit. Zwei Leisten haben ein querverlaufendes Muster, zwei eine vertikal laufende Dekoration. Die vertikallaufenden Leisten sind wenig gekürzt. Rote Farbspuren deuten auf eine farbliche Fassung. In hohem Relief modellierte Figuren werden in vielfältigen Handlungen gezeigt. Die Personen bewegen sich vor einem Grund von spiralig geführten Weinranken. Dicke Weinreben hängen an den Pflanzen. Gezeigt werden lebensnah und realistisch Jäger mit Jagdfalken, Jagdgehilfen die kleinere Huftiere tragen, Musikanten (Flöte, Oboe, Knickhalslaute, Zupfinstrumente), ein aus einer Karaffe in den Becher einschenkender Zecher, Weinbergarbeiter, die Reben ernten und jagende Falken. Bei den Tierkampfdarstellungen erlegt ein Löwe einen Bullen, ein Falke ein Reh. Ein Fürst liegt auf einem Ruhekissen und hält einen Becher in seiner linken Hand. Alle Personen tragen Gewänder in dem Modestil der Zeit aus Stoffen mit vielfältigen Mustern. Auch die Kopfbedeckungen entsprechen dieser Zeit und sind keine Phantasieentwürfe. Einige Darstellungen sind an die vorislamische Kunst angelehnt und beweisen das Fortleben älterer Traditionen. Gerade in der fatimidischen Zeit wurde in höfischen Kreisen das Bilderverbot umgangen und menschliche Figuren dargestellt. Stilistisch und wegen der Themen können die Darstellungen auf fatimidischen Elfenbeinarbeiten gut mit Stücken der gleichzeitigen Holz- und Keramikkunst verglichen werden, wobei die feinere Technik der Elfenbeingravuren größere Kunstfertigkeit demonstriert. Ungeklärt ist immer noch ihre Funktion. Die Leisten könnten einst als Auflage auf eine Holzfläche (Tür, großer Kasten) oder für eine Thronbank verwendet worden sein. Der arabische Historiker al-Maqrīzī (766-845/1364-1442) beschrieb einen Fatimidenthron aus Ebenholz und Elfenbein.

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Die Funktion dieser Belagplatten mit Themen aus dem fürstlichen Leben ist nicht bekannt. Die Darstellungen der Jäger mit Habichten, Musikern und Müßiggängern vor einem Hintergrund aus Weinreben bezeugen aber die hohe Kunstfertigkeit fatimidischer Elfenbeinschnitzer. Die Arbeit könnte im Auftrag eines Herrschers für dessen Palast entstanden sein.

Wie wurde das Objekt datiert:

Da eine Zuordnung zu einem bestimmten Bauwerk nicht vorliegt und stilistische Vergleiche zu Elfenbeinarbeiten aus Unteritalien große Unterschiede erkennen lassen, weisen nur stilistische Vergleiche anderer Kunstwerke aus Ägypten, vor allen Dingen fatimidische Holzschnitzereien, auf eine Datierung in die fatimidische Zeit hin.

Wie wurde das Objekt durch das Museum erworben:

Kunsthandel 1936.

Wie wurde die Herkunft des Objektes ermittelt:

Nur fatimidische Holzarbeiten aus Ägypten lassen eine stilistisch enge Verwandschaft erkennen, so dass die Provenienz Ägypten nach heutiger Kenntnis die größte Wahrscheinlichkeit besitzt.

Literaturauswahl:

Ettinghausen, R und Grabar, O. The Art and Architecture of Islam 650-1250, Harmondsworth, 1987, 202-206.

Hoffman, E.R. A Fatimid Book Cover: Framing and Re-framing. Cultural Identity in Medieval Mediterranean World, Barrucand, M. ed., L'Egypte Fatimide: son art et son histoire, Paris, 1999, 403-19.

Kat. Museum für Islamische Kunst, Berlin, 1979, Nr. 21.

Kat. Museum für Islamische Kunst, Stuttgart/Zürich, 1980, Nr. 19, 50-51.

Kühnel, E. Die islamischen Elfenbeinskulpturen. VII.- XIII. Jahrhundert, Berlin, 1971, 68-9 Nr. 88 Taf. 97-8.

Citation:

Annette Hagedorn "Vier Elfenbeinleisten" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;8;de

Autor: Annette Hagedorn

MWNF Arbeitsnummer: GE 12

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