Brunnen-Löwe
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
5 - 6. H. / 11. – 12. Jh
I. 1959
Bronzeguß, Hohlfigur, graviert.
Höhe 11, 5 cm Länge 14, 5 cm
Fatimiden
Ägypten.
Daß die fatimidische Kunst vielfältig war, zeigt eine Skulptur wie diese Hohlfigur eines stehenden Löwens mit erhobenem, henkelförmig geführtem Schweif mit Quaste. Sein Maul hat der Löwe geöffnet, es nahm ehemals ein Zuflußrohr auf. Der Löwe ist in sehr abstrakten Formen modelliert. So hat er flache Pranken, linear gezeichnete Rippen und der Ohrenansatz ist genau so wie Augenwülste in schlichten Linien angegeben. Die Oberfläche des Körpers ist auf dem Rücken des Tieres, im Brustbereich und an den Schenkeln mit Spiraldekor geschmückt, das den stilisierten Gesamteindruck der Figur unterstreicht. Gut zu sehen ist die auf beiden Seiten des Halses eingravierte Inschrift, die eventuell erst aus dem 13. Jahrhundert stammt. Hier wird ein bi-rasem al-amir Shams ad-Din wali Misr genannt, der wohl Gouverneur von „misr“ (Unterägypten und Kairo) war. Interessant ist die vollplastische Figur eines Lebewesens, die nicht dem islamischen Dogma zu entsprechen scheint. Da aber das Bilderverbot nicht immer auf den höfischen Bereich ausgeweitet wurde und die schiitischen Fatimiden ohnehin eine liberale Haltung einnahmen, bilden Skulpturen in Ägypten ein Teil der Hofkunst. Im Museum für Islamische Kunst in Kairo hat sich ein sitzende Löwenfigur erhalten. Der Berliner Löwe kann Teil eines mehrfigurigen Brunnenensembles gewesen sein. Er entsprach so dem am besten bekannten größeren Löwenbrunnen der Alhambra in Granada in Spanien. Der Löwe kann aber wegen seiner geringen Größe auch Teil einer größeren Konstruktion mit vielen Plastiken gewesen sein, wie sie auch in irakischen Handschriften seit dem 13. Jahrhunderts abgebildet wurden. Bronzen wie dieser Löwe waren im gesamten Mittelmeergebiet, besonders auch in Spanien verbreitet. Ein aus Spanien stammender Löwe befindet sich im Louvre in Paris. Man kann annehmen, dass die meisten die Zeiten nicht überstanden, sondern eingeschmolzen wurden.
View Short DescriptionDieser kleine Löwe mit dem offenen Maul und aufgerichtetem Schwanz wurde zur fatimidischen Zeit in Ägypten als Wasserspucker verwendet. Er ist aus Bronze gegossen und mit spiralförmigen Linien auf dem Rücken und an den Beinen versehen. Brunnen mit Tierfiguren waren am Mittelmeer weit verbreitet.
Eine genaue Datierung ist wegen fehlender Parallelen sehr schwierig. Daher kann nur eine allgemeine Datierung in die fatimidische Periode vorgeschlagen werden.
Kunsthandel 1911.
Stilistische Vergleiche zu geschliffenen Gläsern aus den Ausgrabungen in Fustat/Alt-Kairo und die besondere Glasfarbe erlauben es, eine Herkunft in Ägypten als wahrscheinlich anzusehen. Erst neuere Forschungen oder Neufunde können weitere Hinweise bringen.
Ettinghausen, R und Grabar, O. The Art and Architecture of Islam 650-1250, Harmondsworth, 1987, 197-200.
Enderlein, V. Islamische Kunst, Dresden, 1990, 121-4.
Kat. Museum für Islamische Kunst, Berlin 1979, Nr. 313.
Kat. Museum für Islamische Kunst, Stuttgart/Zürich, 1980, 52-3 Nr. 20.
Ward, R. Islamic Metalwork, London, 1993, 60-9.
Annette Hagedorn "Brunnen-Löwe" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;9;de
Autor: Annette Hagedorn
MWNF Arbeitsnummer: GE 13
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