Olifant
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
Vermutlich aus dem Domschatz in Speyer, später in der Kunstkammer der Könige von Preußen
Kunstgewerbemuseum
4. – 5. H. / 11.-12.Jh
K 3106
Elfenbein, geschnitzt.
Länge 50 cm Breite 11,5 cm
Fatimiden oder Normannen
Sizilien oder Unteritalien.
Das Hift- oder Signalhorn wurde aus einem Elfenbein-Stoßzahn geschnitzt und fast vollkommen mit Dekor versehen. Nur das Mundstück und zwei vertiefte Führungsstreifen für das Gehänge sowie ein schmaler Streifen Rand sind ohne Dekor. Gliedernde Friese aus Ranken mit Halbpalmetten heben die Führungsstreifen heraus. Die vertiefte Reliefschnitzerei zeigt drei Friese mit Tieren und Fabeltieren in verschlungenen Weinranken. Der mittlere Fries besteht aus fünf Reihen von Tieren, die beiden äußeren aus je einer Reihe. Die einzelnen Reihen sind durch Rauten oder kreisförmige Bildungen miteinander verbunden und zusätzlich durch Trauben gefüllt. Olifanthörner waren wahrscheinlich in fatimidischer Zeit in Ägypten bekannt, auch wenn sich keines davon erhalten hat. Dagegen wurden sie in größerer Anzahl in Sizilien und Unteritalien hergestellt. Sizilien gehörte bis 1071 zum Fatimidenreich. Da die verwendeten Motive eine sehr starken Abhängigkeit von dem fatimidischen Repertoire, insbesondere auch in den ornmentalen Friesen, erkennen lassen, wird angenommen, dass sie von muslimischen Handwerkern in Unteritalien hergestellt worden sein könnten. Das besonder große Berliner Olifant hat zahlreiche Gegenstücke. Besonders nahe steht es den Hörnern der ägyptischen Gruppe. Hifthörner konnten als Jagdhörner verwendet worden sein, da sich ein tiefer aber starker Ton erzielen läßt. Nach der Rolandsage soll Roland kurz vor seinem Tod bei der Schlacht von Roncesvalles 778 gegen die Araber ein Olifant geblasen haben, um Hilfe herbeizuholen. Wahrscheinlich wurde die Mehrzahl der Hörner aus dem kostbaren Elfenbein für den europäischen Bedarf hergestellt. Sie erhielten sich in großer Anzahl in Kirchenschätzen, wo sie als Reliquien aufbewahrt wurden, die an den Märtyrertod Rolands erinnerten und damit für das Christentum besondere Prestigeobjekte darstellten.
View Short DescriptionAufgrund der lauten Töne, die sie hervorbrachten, wurden diese mit Tieren verzierten Elfenbeinhörner als Instrumente bei der Jagd und als Signalgeber im Fall eines Angriffs oder anderen Gefahren eingesetzt. Sie waren im fatimidischen Ägypten bekannt und verbreiteten sich nach dem Sturz der Fatimiden im gesamten Süditalien.
Das Kunstwerk gehört zu einer größeren Gruppe, die stilistisch alle die gleichen Merkmale aufweisen und in die Zeit des 11.-12. Jh. datiert werden.
Überweisung durch das Kunstgwerbemuseum1906 als Dauerleihgabe.
Die genaue Herkunft des Kunstwerkes läßt sich nicht ermitteln. Es wird aber in der Literatur angenommen, daß die Gruppe der Kunstwerke, zu der auch dieser Olifant gehört, im fatimidischen Einflußbereich entstand. Das genaue Herstellungszentrum ist noch zu erforschen.
Kühnel,E., Die islamischen Elfenbeinskulpturen VIII.-XIII. Jh., Berlin, 1971, Nr.60 Taf.45-6.
Kat. Europa und der Orient, Hrsg. H. Budde, und G. Sievernich, Güterloh-München, 1989, Nr. 3/14 Abb. 224.
Shalem,A., The Oliphant. Islamic Objects in Historical Context. Leiden, 2004, 61-5 Pl. I, Fig.24.
Jens Kröger "Olifant" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2025.
https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;11;de
Autor: Jens Kröger
MWNF Arbeitsnummer: GE 16
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