Elfenbeinkasten
Berlin, Deutschland
Museum für Islamische Kunst
About Museum für Islamische Kunst, Berlin
Vermutlich aus dem Domschatz von Speyer, im 19. Jh. in der Kunstkammer Preußens, später im Kunstgwerbemuseum in Berlin und 1906 an das Museum für Islamische Kunst überwiesen
Kunstgewerbemuseum
5.- 6. H. /11.-12. Jh
K 3101
Elfenbein, geschnitzt.
Höhe 17 cm Länge 39,5 cm Breite 23 cm
Fatimiden
Sizilien oder Unteritalien.
Der rechteckige Kasten mit pultförmigem Deckel entstand aus einzelnen Elfenbeinplatten, die zusammengefügt wurden. Der Deckel wird von zwei später entstandenen Silber beschlägen gehalten, das Schloß ist verloren. Vielerlei Einbohrungen zeigen, dass der Kasten eine wechselvolle Geschichte hatte und vermutlich mit zahllosen Eisenbeschlägen versehen war. Bis auf den Boden ist der gesamte Kasten mit Tierfriesen geschmückt, die von schmalen Streifen mit Halbpalmettenranken eingefasst werden. Auf den Platten kommen Tiere und Tierkämpfe, gelegentlich stilisiert oder auch freier komponiert, vor. Die Tiere werden von kreisförmigen Ranken überschnitten. Eine Vielzahl von Tieren wird wiedergegeben, nämlich Löwen, Hasen, Steinbock, Hirsch, Kamel, Giraffe und Vögel. Zudem kommen Fabeltiere wie Greifen vor. Die Tiere werden auch kämpfend geschildert oder von Jägern gejagt. Die menschlichen Figuren stellen Jäger oder Kamelführer dar. Einer der Kästen aus der ägyptischen Gruppe, zu der auch dieser Kasten gehört, nennt den Namen eines Auftraggebers in lateinischer Schrift, so dass angenommen wird, derartige Kästen könnten von arabischen Künstlern in fatimidischer Tradition stehend in Unteritalien für eine vermögende Schicht von Auftraggebern gearbeitet worden sein. Die auf dieser Gruppe vorkommenden Tiere lassen eine enge Beziehung zu einer Gruppe von Olifanten erkennen, so dass die Werkstätten möglicherweise sowohl Kästen als auch Olifante lieferten. Tierdarstellungen in vergleichbarem Stil lassen sich auch an unteritalienischen Bauten des 11.-12. Jh. feststellen, so dass angenommen werden kann, dass die Tiermotive auch in Europa eine besondere Faszination ausübten.
View Short DescriptionKästchen mit Schnitzdekor aus Süditalien waren bei Hof und bei adligen Familien weit verbreitet. Die Szenen, die dieses Kästchen bedecken, zeigen Vögel und andere Tiere (Hasen, Hirsche, Löwen und eine Giraffe) sowie mythologische Wesen, die einander angreifen oder gejagt werden, und schließlich zwei Krieger mit Schilden.
Der Elfenbeinkasten gehört wegen enger stilistischer Beziehungen zu einer in Unteritalien oder Sizilien hergestellten Gruppe, die in das 11. – 12. Jh. datiert wird.
Überweisung durch das Kunstgwerbemuseum1906 als Dauerleihgabe.
Der Elfenbeinkasten gehört wegen enger stilistischer Beziehungen zu einer in Unteritalien oder Sizilien hergestellten Gruppe. Es werden Werkstätten in diesem Gebiet angenommen, aber eine genauere Zuordnung können erst zukünftige Forschungen erbringen.
Kühnel, E., Die Islamische Elfenbeinskulpturen VIII.-XIII.Jh., Berlin, 1971, Nr. 82 Taf. 82-84.
Kat. Europa und der Orient, Hrsg. H. Budde und G. Sievernich, Gütersloh-München, 1989, Nr.4/20 Abb. 646.
Shalem, A., The Oliphant. Islamic Objects in Historical Content. Leiden, 2004, 63-65 Fig. 33, 58-61.
Jens Kröger "Elfenbeinkasten" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;12;de
Autor: Jens Kröger
MWNF Arbeitsnummer: GE 17
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