Name des Objektes:

Schachstein

Ort:

Berlin, Deutschland

Museum:

Museum für Islamische Kunst

About Museum für Islamische Kunst, Berlin

Datierung des Objektes:

4.- 5. H. / 10.-11. Jh

Museum Inventarnummer:

I. 4670

Material(ien) / Technik(en):

Elfenbein, Blei.

Maße:

Höhe 7 cm Durchmesser 6,4 cm

Periode / Dynastie:

Fatimiden oder Normannen

Herkunft:

Unteritalien oder Sizilien.

Beschreibung:

Das Schachspiel enstand wahrscheinlich in Indien und kam über das sasanidische Persien in die islamische Welt. Kennezichnend für die Araber waren abstrahierte Spielfiguren wie dieser Schachstein, die aus edlen Materialien wie Elfenbein gefertigt wurden. Auch andere Materialien wie Bergkristall wurden benutzt. Zahlreiche Spielfiguren aus Bergkristall haben sich in europäischen Kirchenschätzen erhalten. Allein wegen seiner Größe gehört dieser Schachstein zu herausragenden Stücken, da für ihn ein Stoßzahn bester Qualität benötigt wurde und man den wertvollen massiven Teil des Stoßzahnes verwenden mußte. Der Auftrag zu einem Spiel mit Steinen dieser Größe aus Elfenbein ist in höchsten Kreisen zu vermuten. Der Schachstein hat eine kurze, dicke zylindrischer Form, mit abgerundeter Kappenform und knopartigem Aufsatz. Der Form nach gehört dieser Schachstein zu der Gruppe der abstrahierenden Spielsteine. Wahrscheinlich stellt der Stein die Figur des Königs dar. Besonders interessant ist der Dekor. An den zentralen Stellen des Steines, an der Vorder- und Rückseite, sowie auf der Oberrseite sind stilisierte kreuzförmige, blütenähnliche Ornamente wiedergegeben. Um den Körper werden sie von stilisierten Bäumen flankiert, auf der Oberseite bilden kleine Kreuze und Dreiecke das Umfeld. Dieser Dekor setzt sich aus kreisförmigen Einbohrungen und Punkten zusammen. Eine Besonderheit läßt die Unterseite erkennen, da dort drei kreisförmige Einbohrungen bestehen, die mit Blei ausgefüllt sind. Über deren Zweck läßt sich keine eindeutige Aussage machen. Dienten sie dazu, den Stein schwerer zu machen? Die Wiederholung des kreuzförmigen Ornamentes ist auffällig. Es ist wahrscheinlich, dass der Schachstein in Sizilien hergestellt wurde. Formal führt er die Tradition der arabischen abstrahierten Spielsteine fort, die in Unteritalien bis ins 12. Jh. üblich waren.

View Short Description

In islamischen Ländern wurde Schach mit stark stilisierten Figuren wie diesem König gespielt. Die mit einem Kreismuster versehene Figur stammt aus Süditalien oder Sizilien, einer Region, die einmal Teil des fatimidischen Reiches war und daher stark von der islamischen Kultur beeinflusst war.

Wie wurde das Objekt datiert:

Vergleichbare Schachsteine werden wegen des Dekors aus Kreispunkten in das 11.-12. Jh. datiert, da die Verwendung dieses Dekors ganz typisch für einge Kunstwerke in Unteritalien in dieser Periode ist.

Wie wurde das Objekt durch das Museum erworben:

Erwerbung aus dem Kunsthandel 1925.

Wie wurde die Herkunft des Objektes ermittelt:

Sowohl die vergleichbaren Schachsteine als auch mit vergleichbarem Dekor dekorierte Elfenbeinkästen werden nach Unteritalien oder Sizilien datiert.

Literaturauswahl:

Wichmann, S. und H., Schach. Ursprung und Wandlung der Spielfigur in zwölf Jahrhunderten, München, 1960, 282 Nr. 5, Abb. 5.

Kat. Chess: East and West, Past and Present, New York, Metropolitan Museum of Art, 1968.

Kühnel, E., Die islamischen Elfenbeinskulpturen VIII.-XIII.Jh., Berlin, 1971, Nr. 9 Taf.V

Contadini, A., Islamic Ivory Chess Pieces, Draughtsmen and Dice, in: Islamic Art in the Ashmolean Museum, Part One, J.Allan Ed., Oxford Studies in Islamic Art X, Oxford 1955, 111-54 Fig. 54.

Kluge-Pinsker, A., Schachspiel und Trictrac. Zeugnisse mittelalterlicher Spielfreude in salischer Zeit. Sigmaringen, 1991, 50 - 4 Abb. 27.

Citation:

Jens Kröger "Schachstein" in "Discover Islamic Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://islamicart.museumwnf.org/database_item.php?id=object;ISL;de;Mus01;14;de

Autor: Jens Kröger

MWNF Arbeitsnummer: GE 19

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